Die EQUA-Stiftung veranstaltet alle zwei Jahre ein ThinkTank, zu dem sie Expert*innen aus den verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen einlädt, um mit ihnen über die Zukunft von Familienunternehmen angesichts des raschen gesellschaftlichen Wandels in den Diskurs zu treten.
Wieder waren ca. 30 Expert*innen von der EQUA-Stiftung aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen in die idyllische Alte Posthalterei eingeladen, um in Klausur zwei Tage lang die Zukunftsfähigkeit der Unternehmensform Familienunternehmen zu diskutieren und gegebenenfalls Handlungsimplikationen zu entwickeln.
Die pre-mortem-Methode geht vom totalen Untergang aus und stellt diesen als Tatsache hin: Es gibt 2035 keine Familienunternehmen mehr!
Der vierteilige Workshop begann mit der Frage, was passieren müsste, dass genau dies eintritt. Deshalb sammelten die Teilnehmer zuerst Gründe, Aspekte, Einflussfaktoren, die den Untergang von Familienunternehmen auslösen würden. Nachdem die Ideen geclustert und somit Einzelthemen (Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Familie, Natur, Technik) identifiziert wurden, erarbeiteten die Teilnehmer*innen in Kleingruppen Untergangsszenarien für die einzelnen Bereiche und versahen diese mit plaktiven Überschriften (z.B. Deutschland 2033). In einem nächsten Schritt wurde gemeinsam aus diesen Einzelszenarien ein Geamtuntergangszenario entwickelt, welches dann Grundlage für die Erarbeitung von Implikationen war, die genau dort früh genug angreifen sollen, damit dieses Untergangsszenario nicht eintrifft. Am Ende war jeder Teilnehmer aufgerufen, einen (fiktiven) offenen Brief zu verfassen, der die Gesellschaft, die Politik, die Familienunternehmer etc. dazu auffordert, entsprechend zu handeln.
Auch zum 2. EQUA ThinkTank waren wieder ca. 30 Expert*innen eingeladen: teilweise Teilnehmer*innen des ersten ThinkTanks, teilweise neue. Wieder kamen sie aus den unterschiedlichsten Disziplinen und hatten möglichst verschiedene Vorerfahrungen. Varianz gab es nicht nur im Beruf bzw. dem Forschungsfach, sondern auch beim Alter, Geschlecht, Wohnort etc. So war eine größtmögliche Diversität bei gleichzeitiger Kontinuität gegeben.
Ausgehend von der Wahrnehmung, dass viele junge Mitglieder von Unternehmerfamilien die Arbeit im eigenen Familienunternehmen nur als eine Option unter vielen Jobmöglichkeiten begreifen und auch die Gesellschaftsanteile am Familienunternehmen nur als eine unter vielen Möglichkeit des finanziellen Vermögens betrachten, stellt sich die Frage, ob sich die Vorstellung davon, was Unternehmertum bedeutet, und damit die Kultur des Unternehmertums verändert (hat).
Wenn es tatsächlich eine diesbezügliche Veränderung gab/gibt, so muss diese nicht nur als individuell-persönliche, sondern als umfassende und kulturelle betrachtet werden.
In diesem ThinkTank wurde in vollkommen ergebnisoffenen Workshops nicht nur der möglichen Veränderung nachgegangen, sondern auch die Frage bearbeitet, inwiefern und welche Konsequenzen dies für Familienunternehmen, für Unternehmerfamilien, für die Volkswirtschaft und für die gesamte Gesellschaft hat.
Ziel des ThinkTanks war es, Handlungsimplikationen zu erdenken, wie man mit diesen Veränderungen und den daraus resultierenden Herausforderungen umgehen kann, soll und vielleicht auch muss.
Wieder bot die abgeschiedene Neumühle (bei Wartmannsroth) einen wunderbaren Rahmen, um Neues zu denken, Wissen zu verknüpfen und Bekanntes kreativ zu bewerten.
Studierende der Kronberg Akademie trugen durch ihre musikalische Einlage zur geistigen und der Koch und Weinkeller der Neumühle zur geistigen Entspannung bei.
Erstmals wurden von der EQUA-Stiftung 30 Familienunternehmens-Experten*innen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen (BWL, Jura, Geschichte, Psychologie, Soziologie, Entrepreneurship, Medizin etc.) eingeladen, um gemeinsam die möglichen Herausforderungen für Familienunternehmen und Unternehmerfamilien in den nächsten 20 Jahren zu reflektieren. Ziel war es, die verschiedenen Vorerfahrungen und möglichst breites Wissen zunächst zu sammeln, zu diskutieren und zu bündeln, um so Zukunftsszenarien zu entwickeln. Dazu wurden vier aufeinander aufbauende und absolut ergebnisoffene Workshops von Frau Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert konzipiert und durchgeführt:
Im ersten Workshop wurde mittels der world-café-Methode zunächst die Vorstellungen aller Teilnehmer*innen davon gesammelt und diskutiert, was Familienunternehmen in den nächsten 20 Jahren verändern wird.
Der zweite Workshop diente dazu, die Schlüsseleinflussfaktoren zu finden. Dazu wurden die im ersten Workshop erarbeiteten Veränderungsfaktoren von allen Teilnehmer*innen über eine Einfluss-Matrix nach ihrer mutmaßlichen Einflussstärke bewertet.
Diese so gefundenen Schlüsseleinflussfaktoren bildeten dann die Grundlage für den dritten Workshop. Hier wurden diese einzeln diskutiert und die Argumente in Szenario-Quadraten eingetragen, um so herauszufinden, was positiv und was negativ wirken könnte und ob diese Vorstellungen wohl als eher gewiss oder als eher unwahrscheinlich einzuschätzen sind.
Die so entstandenen positiven, negativen bzw. wahrscheinlichen Szenarien über die Zukunft von Familienunternehmen waren dann Grundlage für den vierten Workshop, in dem die Teilnehmer*innen ein fiktives Vermächtnis von Senior-Unternehmer*innen an die Nachkommen schrieb und dabei die erarbeiteten Zukunftsszenarien als Grundlage benutzte. Diese schriftlichen Vermächtnisse fallen naturgemäß sehr unterschiedlich aus. Sie zeichnen ein buntes und doch konkretes Bild davon, wie man die Zukunft von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien gestalten könnte.
Diese fiktiven Vermächtnisse stellen das Ergebnis des EQUA ThinkTanks über die Zukunft von Familienunternehmen dar. Sie wurden publiziert und sind damit allen Interessierten zugänglich (EQUA-Schriftenreihe Heft 19/2017, ISBN 978-3-937960-34-0).
Damit die Teilnehmer*innen, die sich größtenteils hier das erste Mal begegneten, eine gute Basis zum gemeinschaftlichen und intensiven Arbeiten hatten, wurde der EQUA Think Tank in der Abgeschiedenheit einer fränkischen ehemaligen Mühle abgehalten. Sie war durch ihre wunderbare Atmosphäre ein guter Rahmen, um neu und quer zu denken. Genau dieses Ziel hatte auch der Impulsvortrag von Hannes Treichl ‚Anders denken‘, der am Beginn der Tagung stand. Da eine gute Arbeitsatmosphäre auch von Entspannungsphasen durchbrochen sein sollte, spielte das Giocoso Streichquartett im Brunnenhof ein bezauberndes Konzert und die Küche der Neumühle verwöhnte alle.