Als Psychopaten bezeichnet man landläufig Menschen mit schwerer Persönlichkeitsstörung, die oft durchaus charmant Beziehungen zu ihren Opfern aufbauen, um diese dann völlig empathielos mit brutaler Gewalt zu beherrschen oder gar zu töten. In subtilerer Form gehen Menschen mit psychopathischen Zügen ‚nur‘ symbolisch über Leichen. Solche Psychopathen treten in Unternehmen häufig als vordergründig charismatische Führungskräfte auf, die allerdings ihre ArbeitskollegInnen skrupellos manipulieren und emotional zerstören. Dabei schaffen sie toxische Unternehmenskulturen und destabilisieren letztendlich die Unternehmen.
Bisherige Forschung zu Corporate Psychopaths konzentriert sich auf Unternehmen mit anonymen Anteilseignern. Da sich aber Familienunternehmen von börsennotierten Konzernen in vielen Belangen stark unterscheiden, kann man die Forschungsergebnisse zu den Corporate Psychopaths nicht einfach auf Familienunternehmen übertragen. So stellt sich also die Frage, ob psychopathische Persönlichkeiten in Familienunternehmen genauso wie in Börsenunternehmen agieren (können). Da viele Familienunternehmen durch eine engere Zusammenarbeit und flachere Hierarchien sowie kürzere Entscheidungswege gekennzeichnet sich, könnte man meinen, dass ein Corporate Psychopath schneller direkten Einfluss nehmen kann. Andererseits fallen aber psychopatische Züge durch die engeren Beziehungen auch schneller auf. Auch wenn Psychopathen zum einen aufgrund der oft fehlenden formalen Kontrolle eventuell leichter agieren können, sortieren die häufig stark verankerten verantwortungs- und werteorientieren Kulturen von Familienunternehmen solche Psychopathen zum anderen aber möglicherweise früh aus. Es ist also fraglich, ob die informellen Kontrollmechanismen Familienunternehmen eher vor diesen toxisch und destabilisierend wirkendenden Führungspersönlichkeiten bewahren oder ob die fehlenden formalen Kontrollen den Corporate Psychopaths Tür und Tor öffnen .
Ein weiterer Aspekt ist bisher in der einschlägigen Forschung noch gar nicht untersucht: Bei Familienunternehmen könnten Corporate Psychopaths auch aus der Unternehmerfamilie stammen. Nun stellt sich die Frage, ob diese durch die eigene Familie besonders geschützt sind und daher uneingeschränkt manipulativ und skrupellos agieren können oder werden solche Persönlichkeiten mit psychopathischen Merkmalen durch die Familie früh eingefangen bzw. nicht ins Unternehmen gelassen, weil eine solch toxische Führung das Unternehmen letztendlich ruinieren würde?
Die erwarteten Ergebnisse werden nicht nur eine Forschungslücke schließen, sondern werden unmittelbare Relevanz für die Unternehmenspraxis haben, denn Corporate Psychopaths können Unternehmenskulturen zerstören und wirken destruktiv und destabilisierend auf das ganze Unternehmen. Das wird jede Eigentümerfamilie eines Unternehmens verhindern wollen.