Auch wenn dieses Buch nicht speziell für Familienunternehmen geschrieben ist und auch wenn es bereits vor zwei Jahren veröffentlicht wurde, möchte ich diese Publikation allen Unternehmer/innen gerade heute während der Corona-Krise empfehlen.
Das Buch ist zu einem Zeitpunkt entstanden, als nur sehr wenige an eine Pandemie mit einer weltweiten und alle Lebensbereiche betreffenden und tief verstörenden Unsicherheit dachten. Und doch setzt sich der Autor Karsten Drath genau mit dem Phänomen auseinander. Er fragt, wie Menschen, Gesellschaften und auch und gerade Unternehmen auf unvorhersag- und -sehbare Herausforderungen reagieren, also mit Unsicherheit umgehen können und sollen und eigentlich sogar müssen, wenn sie überleben wollen. Wie sie also eine resiliente Organisation sind oder werden.
Er verbindet fundiertes theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung und Realitätsnähe. Dabei schreibt er flüssig, anschaulich und illustriert seine Gedanken mit vielen Graphiken, Tabellen und bildhaften Darstellungen. Auch wenn er manchmal mit dem etwas sehr großen Pinsel bürstet*) , ist er an anderer Stelle differenziert.
Er zeigt vor allem, dass es nicht DIE Strategie zur Resilienz, sondern sehr viele Einflussfaktoren gibt, die alle miteinander vernetzt sind und aufeinander ein- und rückwirken. Und dass genau das Zulassen und Aushalten von Uneindeutigkeiten und Ambiguität eine Voraussetzung für Resilienz ist und Organisationen nur dann in höchst unsicherem Umfeld eine Überlebenschance haben.
Dafür entwickelte er das FiRE-Modell, „das nicht trivial ist und der Komplexität von Organisationen gerecht wird, ohne dabei kompliziert zu sein“ (S. 339). Dieses Modell hier in aller Kürze vorzustellen, würde den Rahmen einer Rezension sprengen. Deshalb: Lesen Sie selbst und machen Sie sich Ihr eigenes Bild davon. Vielleicht hilft Ihnen ja dieses Modell, auch in unsicheren Zeiten unternehmerisch zu handeln und zu gestalten.
Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert
____________
*) So behauptet er z.B. auf S. 62, dass es seit dem zweiten Weltkrieg in der westlichen Welt keinen Krieg auf eigenem Grund und Boden gegeben habe. Was ist aber mit den Jugoslawienkriegen, was ist mit den Bürgerkriegen in Nordirland und im Baskenland?