Es ist faszinierend, dass immer wieder Themen gleichsam in der Luft zu liegen scheinen. So gilt derzeit offensichtlich das Interesse bei der Familienunternehmensliteratur (und verwandten Veröffentlichungen) dem Fremdmanagement in Familienunternehmen.
Masterarbeiten, Dissertationen, Magazinbeiträge etc. werden dazu verfasst. Glücklicherweise. Denn das Thema wurde erstens bisher so gut wie ausgeblendet und zweitens hat es so viele Facetten und Perspektiven, dass man sich noch ganz viele Recherchen und Publikationen dazu wünscht, um es einigermaßen umfassend begreifen zu können.
Vorliegende Broschüre stellt in diesem Sinne auch einen Beitrag dazu dar.
Anders als viele andere Publikationen nähert sich Christine Grotz dem Thema allerdings nicht als wissende Fachfrau (die sie durchaus ist), sondern als distanzierte Beobachterin. Sensibel führt sie drei Interviews mit drei sehr unterschiedlich Betroffenen: einer Gesellschafterin, einem Fremdmanager und einem Beirat. Sie transkribiert die Gespräche und druckt sie unkommentiert ab. So ist es den Leser*innen selbst überlassen, die formulierten Gedanken zu interpretieren. Viel zu selten gehen gerade Berater*innen von mündigen Ratsuchenden und Leser*innen aus, die eigene Erfahrung haben und durchaus in der Lage sind, selbst zu denken. Christine Grotz traut ihren Leser*innen diese Transferleistung zu und eröffnet damit viel mehr Möglichkeiten als es andere tun, die fertige Anweisungen und nur diese liefern. Aufgrund dieses Formats wird dann das Schlusskapitel, in dem die Autorin zusammenfasst und ihre eigenen Folgerungen zieht, auch als angemessene (und durchaus richtige) Interpretation gelesen, die eine Möglichkeit (von mehreren) bietet, aber keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt.
Man wünschte sich mehr von solchen sensiblen und doch praxisnahen Veröffentlichungen.
Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert