Für das Buch von Wolfgang Zimmermann wurde ein etwas greller Titel gewählt. Dieser mag dem Buch guttun, denn er wird möglicherweise zum Lesen animieren. Dieser könnte dem Buch aber auch schaden, denn er führt in die Irre und erweckt den Eindruck des Platten. Das wird dem Buch nicht gerecht, denn es ist bei aller Orientierung an der Praxis durchaus differenziert und vielschichtig. Die Ambivalenz zwischen Form und Inhalt zieht sich leider durch den gesamten Band. Offensichtlich hat der Verlag (ich kann mir nicht vorstellen, dass es der Autor selbst war) dem Inhalt nicht vertraut und sich bemüßigt gefühlt, es ‚lesbarer‘ zu machen. Schade, denn das gut und flüssig geschriebene Buch mit vielen plastischen Beispielen aus dem Unternehmensalltag hätte das überhaupt nicht nötig. Es würde wunderbar für sich selbst einnehmen können, ohne reißerischen Titel, ohne durchaus überflüssige Zeichnungen zu den Kapitelanfängen und ohne die Denkzettel für Manager*innen am Ende eines jeden Abschnitts, die die Gedanken der Leser*innen zum einen auf ziemlich niederem Niveau reflektieren und daher eher kindlich (wenn nicht gar kindisch) wirken und zum anderen die Leser*innen in eine unmündige Ecke stellen. Das verstimmt.
Worum geht es aber im Kern? Der Autor arbeitet treffsicher die markanten Unterschiede zwischen Unternehmer*innen und Manager*innen heraus. Er tut dies mit genauem Blick und differenziertem Urteil. Löblicherweise betrachtet er zuerst die Gegebenheiten in der Realität und versucht dann vorsichtig Muster zu erkennen – und nicht etwa umgekehrt, indem (wie so oft) eine Theorie aufgestellt wird, um dann Beispiele zu suchen, die diese Theorie stützen. Was meist prompt gelingt, da die Unternehmer*innenwirklichkeit so wunderbar vielfältig ist. Dabei ist Zimmermann nicht parteiisch (wozu das Thema durchaus verleiten könnte und was der Untertitel leider vermuten lässt). Vielmehr zeigt er immer wieder und sehr deutlich die Grenzen auf. Schön ist auch, dass er seine mit einigen Unternehmer*innen geführten Interviews als Ganzes wiedergibt und respektvoll für sich stehen lässt. Damit werden diese zur Illustration seiner Überlegungen, nicht aber zum Material, das dann in seiner begrenzten und damit oft verzerrenden Auswahl eins zu eins als Beweis dienen muss. So lässt er dem Leser die Möglichkeit der eigenen Interpretation und Identifikation.
Trotz der kleinen Formfehler wünsche ich dem Buch viele Leser – sowohl unter den Manager*innen als auch unter den Unternehmer*innen, denn es wirbt um gegenseitige Akzeptanz und Anerkennung der Stärken. Vor allem aber sei es den jungen Hochschulabsolvent*innen der Betriebswirtschaft empfohlen, die in ihrer Berufslaufbahn so manchen Vollblutunternehmer*innen begegnen werden. Es könnte sie davor bewahren, an deren Tun den Maßstab der eigenen Managementprägung anzulegen, um es dann vorschnell als falsch oder verrückt zu erachten, da sie nicht erkennen, dass die Unternehmer*innen einfach nur anders und nach anderen Gesetzmäßigkeiten, Bedingungen und mit eigenen Qualitäten agieren.
Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert